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Illegale Fischerei: eine existenzielle Bedrohung für Haie und Ozeane
Juli 13, 2020

Illegale Fischerei: eine existenzielle Bedrohung für Haie und Ozeane

Von Environmental Justice Foundation Deutschland

Haie spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Meere: Sie existierten bereits vor den Dinosauriern und tragen wesentlich zur Erhaltung der marinen Ökosysteme bei. Doch illegale Fischerei gefährdet ihr Überleben akut.

Weltweit spielen Haie seit über 400 Millionen Jahren eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Meeresökosysteme. Sie erhalten das Gleichgewicht der Fischpopulationen aufrecht, indem sie kranke und schwache Tiere fressen. Gleichzeitig verhindern sie, dass eine einzelne Art zu dominant wird.

Gleichgewicht der Meere

Ohne Haie würden sich marine Ökosysteme, auf die sowohl Wildtiere als auch wir Menschen angewiesen sind, stark verändern und sogar gänzlich verschwinden. Weniger Haie in den Riffen bedeuten mehr mittelgroße Fleischfresser, die sich von pflanzenfressenden Fischen ernähren. Brechen die Populationen dieser kleineren Fische zusammen, begünstigt dies, dass Algen anfangen zu blühen und mit den Korallen um Platz, Sonnenlicht und Nährstoffe konkurrieren. Dies kann dazu führen, dass sich Riffe – die bereits durch Klimawandel und Umweltverschmutzung bedroht sind – zersetzen und absterben.

Auf ähnliche Art und Weise können Seegras-Ökosysteme ohne Haie von Pflanzenfressern wie Seekühen überweidet werden. Haie halten Seekühe in Bewegung, was bedeutet, dass kein Gebiet vollständig von den Tieren verbraucht wird. Dadurch bleiben diese lebenswichtigen Ökosysteme intakt und bieten Jungtieren vieler Fischarten einen sicheren Unterschlupf.

"Finning" und illegale Fischerei

Illegal fischende Schiffe haben es oft speziell auf Haie abgesehen. Dies hat verheerende Auswirkungen auf die Ökosysteme und bedroht das Überleben vieler Arten. Nach Angaben der International Union for Conservation of Nature (IUCN) sind ein Viertel aller Haie und Rochen – die nahen Verwandten der Tiefseejäger – bereits vom Aussterben bedroht.

Ein Großteil des Rückgangs vieler Populationen kann auf menschliches Verhalten zurückgeführt werden: 90% der weltweit größten Meeresfische – Haie eingeschlossen – sind seit Beginn der industriellen Fischerei in den 1950er Jahren verloren gegangen. Aufgrund ihrer späten Geschlechtsreife sowie ihrer geringen Reproduktionsraten sind Haie besonders durch Überfischung gefährdet.

Eine äußerst grausame Fischereipraxis ist das sogenannte "Finning". Dabei werden Haien die Flossen abgetrennt, bevor sie zurück ins Meer geworfen werden. Weil sie unfähig sind zu schwimmen, sinken die Tiere auf den Meeresgrund und ersticken dort jämmerlich.

EJF konnte durch investigative Ermittlungen aufzeigen, dass das Abtrennen von Haifischflossen routinemäßig im industriellen Maßstab durchgeführt wird. Die Besatzung taiwanesischer Schiffe, die EJF untersuchte, trennte die Flossen Zehntausender Haie ab und nutzte dabei Delfine als Köder. Obwohl diese Praxis nach taiwanesischem Recht illegal ist, konnten sich die Täter Hafenkontrollen leicht entziehen und Flossen für den Weiterverkauf an Häfen anlanden – einschließlich der Flossen gefährdeter Arten, wie dem glatten Hammerhai.

Die taiwanesische Regierung hat sich zu Maßnahmen gegen illegale Fischerei verpflichtet. Doch weltweit gibt es nach wie vor viel zu tun. Haipopulationen gehen drastisch und schnell zurück und werden weiterhin gezielt gejagt.

Was zu tun ist

Die jüngste Anlandung eines seltenen Megamouth-Haies in Liberia – eine Art, die erst zum 103. Mal überhaupt registriert wurde – verdeutlicht, wie wenig wir über potenziell gefährdete Haifischarten wissen.

Diese Wissenslücke soll im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Liberias (NAP) zum Schutz von Haien und Rochen geschlossen werden. Er wurde in Zusammenarbeit mit EJF entwickelt und sieht im ersten Schritt die sorgfältige Überwachung von Haipopulationen vor. Denn in Liberia ist die Datenlage aktuell noch begrenzt, obwohl bekannt ist, dass es in der Region bedrohte Arten leben. Der Aufbau eines besseren Verständnisses dieser Populationen trägt zum Schutz der Tiere bei und sichert gleichzeitig die Gesundheit der marinen Ökosysteme.

Auf globaler Ebene fordert EJF Nationen weltweit auf, sich für den Schutz ihrer Haie einzusetzen. Dazu bedarf es mehr Transparenz in der globalen Fischerei, um illegale Fischereifahrzeuge zur Rechenschaft zu ziehen. Darüber hinaus müssen Gesetze zur Verhinderung von Verbrechen auf See erlassen und streng durchgesetzt werden.

Gleichzeitig fordert EJF ein Hochsee-Abkommen, um bis 2030 30% der Ozeane zu schützen. Wissenschaftler*innen warnen, dass wir nur noch etwa 10 Jahre Zeit haben, um unsere Auswirkungen auf die Weltmeere zu verringern. Handeln wir nicht, riskieren wir ein katastrophales Massenaussterben.

Illegale Fischerei ist in vielen Teilen der Welt nach wie vor weit verbreitet. Wenn Überfischung weiterhin uneingeschränkt stattfindet und wichtige marine Lebewesen, wie Haie, ungehindert gejagt werden, verlieren wir ganze Ökosysteme und fördern damit gleichzeitig das Leid von Millionen von Menschen, die von ihnen abhängig sind.

Mehr Informationen:

  • Jetzt Petition unterschreiben und Supermärkte zu mehr Transparenz auffordern
  • EJFs Charta für Transparenz: Zehn Leitlinien für Transparenz in der globalen Fischereiindustrie