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Illegale Fischerei
Meere

Illegale Fischerei

Beendigung illegaler Praktiken in der weltweiten Fischerei

Meere bedecken 70% unseres Planeten und sichern Nahrung und Einkommen von über 3,5 Milliarden Menschen weltweit. Doch sie stehen kurz vor dem Kollaps. Fast 30% der weltweiten Fischbestände gelten als überfischt.

Trotzdem dringen skrupellose Schiffsbetreiber ohne Lizenzen in Schutzgebiete ein, nutzen verbotenes Fanggerät und machen gezielt Jagd auf geschützte Arten. Sie stehlen von den Ärmsten der Welt, zerstören wichtige Fischpopulationen und bedrohen die wertvolle Artenvielfalt des Ozeans.

Untersuchung & Aufdeckung

Um illegale Fischerei weltweit zu beenden, arbeiten wir an der Aufdeckung und Dokumentation illegaler Praktiken sowie an wirksamen globalen Lösungsansätzen:

  • Wir fordern die Einführung einer obligatorischen IMO-Nummer bzw. einer einheitlichen Schiffsnummer – ähnlich einem Nummernschild für Schiffe – und eine weltweite Datenbank für diese Nummern.
  • Wir fordern alle Länder, die ihre Flaggen (und/oder ihre Lizenzen) zu Fischereizwecken vergeben, dazu auf, diese Vergabelisten öffentlich zugänglich zu machen.
  • Wir fordern die verpflichtende Nutzung eines Systems zur Überwachung von Fischereifahrzeugen, um den Aufenthalt und die Bewegungen von Booten zu erfassen. Für mehr Transparenz und eine bessere Überwachung der Aktivitäten auf See befürworten wir den Einsatz eines elektronischen Systems zur Erfassung der Daten über Fang-Erträge sowie der Crew-Mitglieder.
  • Wir fordern ein Ende der Nutzung sogenannter "Billigflaggen". Diese Praxis erlaubt es Schiffsbesitzern, ihre Botte in einem anderen Land zu registrieren, in dem die gesetzlichen Bestimmungen weniger streng sind. Länder sollten zudem gegen Verstöße von Fischereibestimmungen ihrer Bürger*innen – unabhängig der Umstände – vorgehen.
  • Wir fordern ein Verbot von Umladungen auf See, es sei denn der Vorgang wird von zugelassenen Beobachtern oder elektronischen Überwachungssystemen an Bord dokumentiert und kontrolliert.
  • Wir fordern alle Staaten zur vollständigen Ratifizierung und Umsetzung des Übereinkommens über Hafenstaatmaßnahmen (Port State Measures Agreement) auf. Durch Kontrollen fremder Schiffe bei der Einfahrt in Häfen soll so die illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei verhindert werden.
  • Wir fordern Regierungen sowie die Privatwirtschaft auf, den Marktzugang für illegale Fischereiprodukte zu erschweren. Dafür bedarf es mehr Transparenz, besserer Rückverfolgbarkeit und des Austauschs von Informationen über Schiffe und Fänge zwischen Staaten und Unternehmen. Nur so kann illegale Fischerei erkannt und angegangen werden. Zudem müssen gezielte Nachhaltigkeitsstandards für die Lieferanten von Fischereiprodukten verabschiedet werden.

Was ist IUU-Fischerei?

IUU-Fischerei (IUU = engl. illegal, unreported und unregulated) ist die illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei, die abseits der rechtmäßigen Erhaltungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen von Fischereien stattfindet.

Dazu gehört das Fischen ohne Lizenz, die fehlende Dokumentation von Fängen, der Fang geschützter Arten, die Nutzung verbotener Fanggeräte und das Fischen in Schutzzonen oder Bereichen, die nur für die Kleinfischerei vorgesehen sind.

Fisheries Information Network

Seit 2006 unterstützen wir Gemeinden in Westafrika dabei, illegale Fangpraktiken aufzudecken und zu bekämpfen. Gemeinsam mit ihnen setzen wir uns gegen Unternehmen ein, die legale Fischer benachteiligen und dadurch armen und schutzbedürftigen Menschen die Nahrungsgrundlage rauben.

Unser „Fisheries Information Network“ verbindet lokale Aktivist*innen per Satellit mit unseren Überwachungssystemen, um potenzielle illegale Fischerei sofort zu identifizieren und zu dokumentieren. Die Informationen werden anschließend weitergeleitet an:

  • die relevanten Beteiligten und Entscheidungsträger*innen des Landes, unter dessen Flagge das Schiff fährt;
  • das Land, in dessen Gewässern die illegalen Aktivitäten verzeichnet wurden;
  • das Land, in dem der Fang angelandet wurde;
  • die Europäische Union.

Das Projekt startete in Sierra Leone mit nur einem Boot und einem Fischer. Mittlerweile haben wir es erfolgreich über ganz Westafrika bis zum Horn von Afrika und sogar bis nach Südostasien ausgeweitet.

Wenn wir jetzt etwas aufbauen und es richtig angehen, werden es unsere Kinder noch besser machen können. Doch wenn wir es vermasseln, werden sie keine Zukunft haben.

Sorto Mensah, Mitglied im Rat der Küstenfischer Ghanas

1 Mrd.

Euro pro Jahr verliert die Region Westafrika aufgrund von illegalen Fischereipraktiken

Globale Wirkung

Dank eines durch die Europäische Union geförderten Fünf-Jahresprogramms konnten wir in Sierra Leone und Liberia örtliche Vereinigungen für die Aufdeckung und Meldung von illegalen Fischereiaktivitäten ausbilden. Die Arbeit konzentrierte sich auf südliche Gebiete von Sierra Leone um die Insel Sherbro herum und das Grand Cape Mount County im Norden von Liberia.

Bei der Arbeit zu diesem Projekt wurden Maßnahmen gegen die industrielle illegale Fischerei ergriffen und in beiden Regionen wurden erfolgreich Verbände zur effizienten Verwaltung (Community Management Associations) geschaffen. So erlangten lokale Gemeinden mehr Verantwortung und Kontrolle über die Fischerei vor Ort.

Die von den Gemeinden gesammelten Informationen leisten bis zum heutigen Tag einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen illegale Fischerei und haben bereits unzählige Male zu offiziellen Untersuchungen geführt. Illegale Schiffe wurden aus dem Verkehr gezogen, Strafverfahren mit Bußgeldern in Millionenhöhe gegen Schiffseigentümer eingeleitet und wichtige Reformen in Ländern vorangebracht, deren Schiffe in illegalen Fischereiaktivitäten verwickelt waren.

Eine starke Stimme

Infolge der Untersuchung und Dokumentation illegaler Fischereipraktiken weltweit sowie durch das effektive Satellitensystem des „Fisheries Information Networks“ verfügen wir mittlerweile über eine starke Stimme in der globalen Debatte über IUU-Fischerei. Gemeinsam mit allen Verantwortlichen – Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft – arbeitet EJF für echten, nachhaltigen Wandel im Fischereisektor.

Einsatz neuer Methoden

2010 verabschiedete die Europäische Union eine weltweit beispielhafte Gesetzgebung im Kampf gegen illegale Fischerei. Gemeinsam mit Partner-Organisationen wie The Pew Charitable Trusts, dem WWF und Oceana wollen wir sicherstellen, dass die ambitionierten Ziele der Verordnung erreicht werden.

Unsere Untersuchungen zu den Aktivitäten von Fischereiflotten in mehreren Ländern, darunter Panama, Thailand, Ghana und Südkorea, haben der EU bei der Anwendung dieser Verordnung geholfen. Länder, die keine Maßnahmen im Kampf gegen die illegale Fischerei ergriffen, bekamen eine „gelbe Karte“ oder „rote Karte“ und wurden mit den damit verbundenen Sanktionen belegt. Positive Bemühungen dieser Länder bei der Bekämpfung der illegalen Fischerei wurden mit einem „Kartenentzug“ belohnt. In Ländern, in denen illegale Aktivitäten weit verbreitet waren, führte dieses Vorgehen bereits zu ehrgeizigen Reformen.

Zwischen 2010 und 2014 haben wir groß angelegte illegale Fischerei durch koreanische Schiffe in Westafrika dokumentiert. Aufgrund dieser Untersuchungen erhielt Südkorea 2013 als Warnung eine „gelbe Karte“. Da die südkoreanische Regierung Maßnahmen zur Abschreckung und Verhinderung illegaler Fischereipraktiken einleitete, wurden diese Sanktionen wieder aufgehoben. Seit 2015 berät EJF die südkoreanische Regierung offiziell in fischereipolitischen Angelegenheiten. Unsere Arbeit führte bereits zu weiteren entscheidenden Rechtsreformen.

In Thailand arbeiten wir bereits seit 2012 daran, systematische Menschenrechtsverletzungen, Schädigung der Umwelt durch Fischerei sowie deren Zusammenhang mit der Zerstörung der Meere während des letzten halben Jahrhunderts zu untersuchen und aufzudecken. Wir gehen weiterhin diesen Menschenrechtsverletzungen nach, die erst durch Überfischung und illegale Fischerei möglich wurden. Außerdem unterstützen wir die thailändische Regierung dabei, ihre von Krisen geprägte Fischerei zu reformieren. Seit 2016 haben wir unsere Untersuchungen auf Kambodscha und Taiwan ausgeweitet.

3.300

Kanus sind allein an der 579 Kilometer langen Küste Liberias im Einsatz

Als die Industrieschiffe verschwanden, konnte man überall Fischer sehen – fast alle waren glücklich. Endlich spürten sie den Wert ihrer Arbeit wieder.

Joseph Kiazolu, EJF-Landeskoordinator, Liberia

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