Schlechtes Fischerei-Management und eine rasante wirtschaftliche Entwicklung führen dazu, dass eine immer größere Anzahl an Fischereifangschiffen zu viel Fisch aus unseren Meeren entnimmt. Viele Bestände sind heute bereits ausgeschöpft oder sie stehen unmittelbar davor.
Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Fisch so hoch wie nie. Um profitabel zu wirtschaften, scheuen skrupellose Unternehmer nicht davor, Richtlinien und Gesetze zu übertreten – und das auf Kosten der Menschenrechte.
KAMPF GEGEN ILLEGALE FISCHEREI
Die maßlose Plünderung unseres Ozeans hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die marinen Ökosysteme, sondern auch eine menschenrechtliche Krise zur Folge. Um die Nachfrage nach billigem Fisch zu bedienen, begeben sich Fangschiffe immer weiter auf das offene Meer hinaus und fischen illegal in den Gebieten anderer Länder.
Doch obwohl sie immer länger auf See bleiben, verzeichnen sie immer geringere Fangmengen. Um auf dem Markt bestehen zu können, versuchen viele Unternehmen ihre Kosten zu senken und setzen Arbeiter ein, die Menschenhandel zum Opfer gefallen sind. Diese Menschen arbeiten Monate und sogar Jahre wie Sklaven an Board.
Wir kämpfen für das Ende illegaler Fischerei und damit verbundenen Verletzungen der Menschenrechte in der Fischereiindustrie:
- Wir rufen alle Staaten – Hafen-, Flaggen und Küstenstaaten – zur vollständigen Ratifizierung und Umsetzung des Übereinkommens 188 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über die Arbeit im Fischereisektor auf, welches auf den Schutz der Rechte der Arbeiter in der Fischereiindustrie abzielt.
- Wir fordern alle Länder auf, länderübergreifende Ansätze zu entwickeln, um Menschenhandel und illegale Fischerei einzudämmen. Es bedarf entsprechender Gesetze, die es ermöglichen, dass ihre Staatsbürger, die in Menschenhandel verwickelt sind, strafrechtlich verfolgt werden können – auch wenn das Fischereiboot in einem anderen Land registriert ist. Nationale polizeiliche und gerichtliche Maßnahmen müssen zwischen Ländern abgestimmt werden.
- Wir rufen alle Staaten dazu auf, eine nachhaltige Fischereipolitik zu betreiben, die den Vorgaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sowie der Europäischen Union (EU) entspricht und sicherstellt, dass die Größe der Flotte im Einklang mit wissenschaftlichen Vorgaben steht, um Überfischung vorzubeugen.
- Wir fordern von der Fischereiindustrie und dem Einzelhandel, die Risiken von Menschenrechtsverletzungen in Fischerei-Lieferketten zu beseitigen. Sämtliche Unternehmen entlang der Lieferkette müssen zusammenarbeiten, um Transparenz und Rückverfolgbarkeit entlang ihrer gesamten Lieferkette herzustellen. Außerdem müssen unabhängige und unangekündigte Prüfungen durch Dritte festgelegt sein – inklusive entsprechender Verfahrensweisen zur Einhaltung von Arbeitsstandards sowie zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen.
800.000
Menschen arbeiten in der thailändischen Fischereiindustrie
Ich möchte, dass Verbraucher*innen von unseren Problemen erfahren. Wir opfern unser Blut, unseren Schweiß und unsere Energie. Ich würde ihnen gern von unseren Albträumen erzählen.
Yu Win, entkommenes Opfer von Menschenhandel
THAILANDS FISCHEREI-SKLAVEN
Thailands Fischereiindustrie beschäftigt mehr als 800.000 Menschen. Der Exportwert liegt bei knapp 5,9 Milliarden US-Dollar jährlich. Damit ist Thailand aktuell der viertgrößte Exporteur von Fischereierzeugnissen weltweit. Doch Thailands starke Fischerei-Wirtschaft ist von Sklaverei getragen und nutzt die Verzweiflung und Wehrlosigkeit der Wanderarbeiter, die oftmals aus benachbarten Ländern kommen, aus. 2012 begannen wir deshalb unsere Untersuchungen der thailändischen Shrimp-Industrie:
- In den Industrieanlagen für die Weiterverarbeitung deckten wir weit verbreiteten Menschenhandel und schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen auf.
- 2014 verlagerten wir unsere Arbeit auf See und enthüllten, welche unvorstellbaren Grausamkeiten ausländische Arbeiter durch Schiffskapitäne oder die „Aufpasser“ der Bootsbesitzer erfahren mussten.
- Crews an Bord von Fischereifahrzeugen verbringen teilweise Monate auf See, bekommen wenig oder keinen Lohn und sind der täglichen Bedrohung durch Einschüchterungen, Gewalt und sogar Mord ausgesetzt.
Wenn in unseren Netzen kein Fisch war, bekamen wir nichts zu essen... Mit etwas Glück konnten wir uns vor dem Einholen der Netze für eine Viertel- oder halbe Stunde ausruhen.
Aung Kyi, entkommenes Opfer von Menschenhandel
90%
der Crews thailändischer Fischerboote bestehen aus Migrant*innen
UNSERE ERFOLGE
Mit unseren Untersuchungen und unseren preisgekrönten Filmen erlangten wir nicht nur internationale öffentliche Aufmerksamkeit, sondern konnten auch den prüfenden Blick von Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern auf der ganzen Welt auf die Problematik lenken. Unsere Beweismittel trugen zu der Entscheidung des US-Außenministeriums bei, Thailand in seinem Länderbericht zum Menschenhandel für mehrere Jahre auf die niedrigste Stufe der Rangliste zu setzen. Die EU sprach im Rahmen der Verordnung zur Bekämpfung der illegalen Fischerei eine offizielle Verwarnung gegenüber Thailand aus.
Währenddessen hat die thailändische Regierung unter Druck der Öffentlichkeit neue Gesetze zur Kontrolle der Fischereiflotte erlassen, darunter ein Verbot zerstörerischer Fanggeräte, die Einführung neuer Bußgelder und das Einrichten von Sperrzonen in Küstennähe.
Auch in Zukunft arbeiten wir weiterhin daran, die anhaltenden Missstände in der thailändischen Fischereiindustrie aufzudecken. Damit unterstützen wir die Regierung Thailands bei ihrem Ziel, neue Gesetze einzuführen, diese effektiv durchzusetzen und gleichzeitig bestehende Gesetzes- und Kontrolllücken zu schließen.
EJF BLEIBT DRAN
Um illegale Praktiken aufzudecken und zu bekämpfen, arbeitet EJF weltweit mit politischen Entscheidungsträger*innen zusammen und hat die Regierungen in Großbritannien und in Deutschland bereits auf die Problematik der modernen Sklaverei hingewiesen. Außerdem unterstützt EJF Unternehmen dabei, das Risiko für illegale Fischerei und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu reduzieren.
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