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Net Free Seas
Meere

Net Free Seas

Fischergemeinden im Einsatz gegen die Plastikflut im Ozean

Unsere Meere ersticken im Plastik. Das hat schwerwiegende Folgen für marine Ökosysteme und die Menschen, die von ihnen abhängig sind. Insbesondere zurückgelassene Fischfanggeräte stellen eine der größten Bedrohungen für unseren Ozean dar.

Das Recyclingprojekt „Net Free Seas“ widmet sich diesem Problem und schafft durch die Umsetzung eines Kreislaufwirtschaftsmodells eine zusätzliche Einnahmequelle für Fischergemeinden. 2019 wurde es in Thailand gestartet und befindet sich nun in Ghana und Indonesien in der Pilotphase.

Schaden für Küsten und Küstengemeinden

Zurückgelassene, verlorene oder anderweitig weggeworfene Fischfanggeräte bedrohen die Meeresfauna und -flora und Küstengemeinschaften. Sie sind für mindestens 10 % der gesamten Plastikmüllverschmutzung in den Meeren verantwortlich und machen den größten Teil des großen Plastiks im Meer aus. Der größte Müllstrudel in unseren Meeren – der „Great Pacific Garbage Patch“ – befindet sich im Nordpazifischen Strömungskreis. Mindestens 46 % des Müllteppichs bestehen aus weggeworfenen Fischernetzen, Leinen und Tauen.

Sogenannte „Geisternetze“, die im Meer treiben, können Meerestiere verletzen oder töten. Gleichzeitig wirken sie sich negativ auf die handwerkliche Fischerei aus, da Fisch, der eigentlich gefangen und verkauft werden könnte, stattdessen in den herrenlosen Netzen landet.

Da die Fischerei für Küstengemeinden oft die einzige Einkommensquelle ist, hängen ihre Existenzen und ihr Schicksal in hohem Maß von einer gesunden Meeresumwelt ab. Das „Net Free Seas“-Projekt wurde ins Leben gerufen, um das Gleichgewicht zwischen intakten Ökosystemen und menschlichen Fischereiaktivitäten wiederherzustellen.

„Geisternetze“ – tödliche Fallen

„Geisternetze“ sind herrenlose Netze, die entweder vorsätzlich im Meer entsorgt oder beim Fischen beschädigt werden oder aber auch bei Sturm über Bord gehen und unkontrolliert im Meer treiben. Oft dauert es Jahrzehnte oder länger, bis sich die Netze zersetzen. Für zahllose Meeresbewohner – darunter Fische, Seevögel, Delfine, Wale und Schildkröten – werden sie zur qualvollen Todesfalle.

Ich habe gesehen, wie viele Meerestiere in den Netzen sterben und habe mich immer gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, die Netze einzusammeln.

Anan Jaitang, Fischer in Thailand

Eine Lösung für alle

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Beteiligung der Küstengemeinden. Sie sind direkt an der Sammlung, dem Reinigungsprozess, dem Verkauf und der Lagerung der Kunststoffabfälle beteiligt, bevor diese zu den Recyclinganlagen transportiert werden. Für ihre Unterstützung erhalten sie eine finanzielle Vergütung direkt von den Recyclingpartnern. Die gesammelten Netze und Taue werden zu einer breiten Palette nachhaltiger Produkte verarbeitet, darunter Wanduhren, Sonnenbrillen, Getränkeuntersetzer und Industrieprodukte wie Eierkartons und Spulen.

Durch die direkte Kommunikation zwischen den Fischergemeinden und den Recyclingunternehmen sowie deren ständige Einbindung gewährleistet das Projekt Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit.

Ich sehe darin eine wirtschaftliche Chance für meine Gemeinde. Diejenigen, die nicht in der Lage sind zu fischen, können Netze sammeln und reinigen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Imron Baikharee, Thailand, Provinz Songkhla

Neue Erfolge in neuen Regionen

Thailand

Das Projekt wurde erstmals in Thailand gestartet. Inzwischen wurde es auf zahlreiche Küstengemeinden ausgeweitet. Im Rahmen des Projekts wurden vorrangig ausgediente Fischernetze aus den Meeren sowie von Mülldeponien entfernt, sodass diese nicht einfach verbrannt werden, sondern als recycelte neue Produkte ein zweites Leben erhalten. Das Projekt hat neue Partnerschaften mit Einzelhändlern, einer Reihe thailändischer Regierungsstellen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der thailändischen Tauchergemeinschaft aufgebaut. Zwischen 2019 und 2022 wurden 23.000 US-Dollar an Fischergemeinden ausgezahlt, was für viele eine wichtige zusätzliche Einkommensquelle darstellt.

Ghana

Nach dem Erfolg von „Net Free Seas“ in Thailand wird derzeit ein Pilotprojekt in Ghana durchgeführt. Lokale Fischergemeinden sammeln und reinigen die Netze und bringen sie zu offiziellen Sammelstellen. Dort wird die genaue Menge der Netze mit einer Datenerfassungs-App namens „Collect“ registriert. Anschließend werden die Netze an die britische Firma Waterhaul geschickt, wo sie zu Sonnenbrillen verarbeitet werden. Bereits in der Testphase zeigte das Projekt positive Auswirkungen auf den Natur- und Artenschutz in der Region: Im ersten Jahr konnten neun Meeresschildkröten gerettet werden, die sich in „Geisternetzen“ verfangen hatten.

Indonesien

2022 wurde ein Pilotprojekt in Indonesien gestartet. Bei Treffen mit insgesamt 24 Fischereigemeinden auf Java wurden die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung sowie ihre Ansichten und Einschätzungen zur Sammlung von ausgedientem Fischereigerät ermittelt. Mehrere potenzielle Recyclingpartner wurden identifiziert. Im Laufe des Jahres 2023 begann die Zusammenarbeit mit den Fischergemeinden, um Strategien und Prozesse für die Sammlung und das Recycling zu entwickeln, mit dem Ziel, in naher Zukunft ein umfassendes Projekt durchzuführen.

Ein Blick in die Zukunft

Das Projekt „Net Free Seas“ zeigt, dass gemeindebasierte Lösungen die Zerstörung empfindlicher mariner Ökosysteme verhindern und gleichzeitig neue Möglichkeiten für die lokale Bevölkerung schaffen können. In Zukunft soll das Projekt als Vorbild für ein weltweit anwendbares Kreislaufwirtschaftsmodell für das Recycling von Fischernetzen dienen.

Dieses Projekt wird unterstützt durch Zuschüsse des Norwegian Retailers' Environment Fund, der Rufford Foundation und Fisheries and Oceans Canada (DFO).

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